Ein eigenes Pferd: Kommt das für mich in Frage?

Ein eigenes Pferd ist für die meisten Reiter der absolute Wunschtraum. Es ist ja auch eine tolle Sache. So ein Pferd kann ein guter Freund und eine Bereicherung für den Alltag sein. Trotzdem sollte so eine teure und zeitintensive Anschaffung gut überlegt sein. Reitlehrerin Mandy Valentin-Jäckl hilft beim "Brainstorming".

Ein Pferd ist ein Lebewesen, das bestimmte Haltungsbedingungen benötigt. Deshalb sollte man sich als erstes über die Kosten der Pferdehaltung informieren. Mehr dazu lesen Sie hier.

Ist die Finanzlage geklärt, steht die nächste Frage an: Wo soll das Pferd untergebracht werden? Eine artgerechte Haltung sollte Grundbedingung sein. Dazu gehören mehrere Stunden Auslauf täglich auf einem ausreichend großen Paddock (so dass das Pferd auch mal traben, vielleicht sogar galoppieren kann) im Sommer (am besten auch im Winter) wären tägliche Weidegänge ideal.
Es muss immer ausreichend gutes Heu oder Heulage und gutes Kraftfutter gefüttert werden. Mehr über das sogenannte Raufutter hier .

Als nächstes kommt dann die spannende Suche nach dem richtigen Pferd. Das Angebot ist sehr reichhaltig, der Markt ist groß. Das richtige Pferd zu finden, ist deshalb gar nicht so leicht.
Da ich selber Reiterin bin (nicht z.B. Kutscher), möchte ich hauptsächlich für ein passendes Reitpferd Tipps geben. Wobei folgende Infos über zusammenpassende Charaktere auch für anders genutzte Pferde interessant sein können.

Folgende Kriterien sind wichtig:
Der Reiter sollte optisch ein gutes Bild auf dem Pferd abgeben d.h. Größe und Statur sollte zum Pferd passen. Für einen großen, schmalen und schlanken Reiter wäre es optisch sehr schön, wenn auch das Pferd groß und nicht zu kräftig ist.
Das ist nicht nur fürs Äußere wichtig, denn ein sehr großer kräftiger Reiter hat auf einem schmalen Pferd auch größere Probleme, die Balance zu halten. Deshalb sitzt ein kräftiger Reiter leichter gut ausbalanciert auf einem kräftigen Pferd. Auch die Verbindung vom Reiterschenkel zum Rumpf des Pferdes ist dann leichter zu halten. Wenn der Reiter groß ist, das Pferd klein, aber mit breiter Statur, kann es trotzdem ein nettes Bild ergeben. Der Reiter kann gut sitzen und sich wohlfühlen.

Nun ein paar Tipps zum Gebäude (Exterieur), die dem Reiter und dem Pferd ein leichteres Arbeiten ermöglichen:
Ausreichend Ganaschenfreiheit. Denn dadurch fällt es dem Pferd leichter, durchs Genick zu gehen.

Ein gut sichtbarer Wiederrist mit leicht geschwungenem Rücken gewährleistet eine gute Sattellage und zeigt, dass das Pferd bisher gut über den Rücken geritten wurde (wenn dies nicht der Fall ist, sieht man oft Senkrücken).

Eine leicht abfallende Kruppe und ein gut gewinkeltes Hinterbein ermöglichen dem Pferd, leichter nach vorn zu treten.

Welcher Charakter passt zu meinem?
Die Charaktere der Pferde sind genauso vielfältig wie die der Menschen. Von sensibel (sehr empfindlich, reagieren sehr stark, wach auf ihr Umfeld) bis sehr entspannt. Von stark und ranghoch bis schwach und rangniedrig. Wenn ich ein sehr temperamentvoller Mensch bin, dem leichter die Nerven durchgehen, sollte ich von einem sehr sensiblen Pferd die Finger lassen. Die Spannungen könnten zu groß werden zwischen Pferd und Reiter. Zu einem sensiblen Pferd passt ein entspannter Reiter mit Geduld, den es nicht gleich aus der Bahn wirft, wenn das Pferd sich phasenweise auch auf andere Sachen konzentrieren möchte als auf den Reiter.

Ein sensibler, einfühlsamer Reiter, mit gewisser Reiterfahrung, kommt sicherlich mit jedem Charakter klar. Man kann sich vornehmen, den eigenen Charakter dem des Pferdes anzupassen, was auch die richtige Grundeinstellung ist, aber auch schwere Arbeit an sich selbst bedeutet. Ein Pferd fühlt sehr schnell, was für ein Mensch Sie sind. Ein Anfänger sollte sich deshalb lieber ein nervenstarkes, erfahrenes Pferd kaufen.

Oft fühlt man schon beim Ausprobieren, ob eine Basis zwischen Reiter und Pferd vorhanden ist. Wenn dieser erste Funke überspringt, und Sie das Pferd dann noch öfter beobachten, z.B. unter anderen Reitern und in der Herde, kann man das Pferd nach den genannten Tipps einstufen. Wenn Sie es in der Herde beobachten, können Sie erkennen, ob seine Stellung ranghoch oder niedriger ist. Dem ranghöheren Pferd müssen sie deutlich zeigen, dass sie der Chef sind.

Dann horchen sie noch einmal in sich hinein, ob dieses Pferd tatsächlich zu ihnen passt. Haben Sie ein gutes Gefühl - und hat auch die Ankaufsuntersuchung durch einen erfahrenen Tierarzt nichts Negatives ergeben - dann haben sie vielleicht das passende Pferd gefunden. Damit das auch so bleibt, folgt jetzt konsequente Arbeit an Ihnen und ihrem Pferd. Denn Reiten ist ein sehr schöner - aber auch schwieriger Sport. Genießen sie ihn und freuen sich über jedes auch noch so kleines Erfolgserlebnis! Ist das so, dann sind sie auf dem richtigen Weg und es ist sicher auch der richtige Sport für sie.

Content Management System von Hostmania [0.022s]