Quadrille: Das Training

Der Leiter eine Quadrille hat es nicht leicht: Reiter sind Einzelkämpfer, die es gewohnt sind, ihr individuelles Tempo zu reiten. Es gilt also, eine Gruppe von Individualisten zu einem Ganzen zusammenzuschweißen. Wie man das schafft, erklärt Britta Steen.

Bevor wir uns dem Training widmen, ein paar Worte an den Quadrillenleiter. Seien Sie auf das Schlimmste gefasst! Es könnte zum Beispiel Folgendes passieren: Der Téténreiter gibt das Tempo vor, die Reiter müssen sich mit ihren Partnern arrangieren, was nicht immer klappt. Der eine Reiter hat ein besseres Vorstellungsvermögen als ein anderer...
Da ist der Streit bereits vorprogrammiert. Der Quadrillenleiter muss schlichten, sich die Probleme anhören und Lösungen finden, zusätzlich noch Übungstermine koordinieren. Das ist bei acht aktiven Reitern und deren vollen Terminkalendern gar nicht so einfach. Also sind Geduld und Optimismus gefragt. Aber es lohnt sich! Wenn die Quadrille klappt und die Reiter zusammengewachsen sind, macht es sehr viel Spaß.

Die Person, die sich die Quadrille ausgedacht hat, kennt die Figuren. Sie hat sich mit ihnen auseinandergesetzt und ihr erscheinen sie logisch. Für die Reiter sind es erstmal "Böhmische Dörfer". Deshalb ist es zu Beginn am besten, sich erst mal ohne Pferde zu treffen, um die Quadrille zu Fuß abzulaufen. Ohne Pferde können die Figuren oft wiederholt und gleichzeitig die Pferde geschont werden. Die Reiter lernen die Figuren intensiv kennen und begreifen. Aber Vorsicht! Den Reitern fehlt vor ihnen die Vorderhand und hinter ihnen die Hinterhand. Dadurch sind sie geneigt, zu dicht hintereinander zu laufen.

Ist die Quadrille verstanden worden, kann das nächste Training mit Pferden erfolgen.
Das Training beginnt damit, die ganze Quadrille im Schritt durchzureiten. Nun kann die Quadrille Stück für Stück, wie ein Gedicht Strophe für Strophe, eingeübt werden. Will eine Figur einfach nicht klappen, muss man immer bereit sein, etwas zu ändern. Lieber einfach und gut, als schwer und schlecht.

Spezielle Trainings
Sind die Figuren verstanden worden, geht es an die Feinarbeit.
Das A und O einer Quadrille sind die Abstände. Ohne gleichmäßige Abstände geht der gute Gesamteindruck verloren. Für viele Reiter ist es schwierig, die Abstände zu halten. Manchen fehlt der Blick dafür und einige Pferde machen es den Reitern schwer, da sie zu langsam oder zu schnell sind.
Abstände kann man aber gezielt trainieren. Abteilung zu einem bilden und die Reiter nacheinander 1, 2 abzählen lassen. Auf dem Zirkel geritten. Die 2'er aus dem Zirkel wechseln. Alle Reiter sollen ihre Abstände behalten. Nach einer Runde die 2'er zurück in ihre alten Lücken (welche hoffentlich noch vorhanden sind) wechseln lassen. Mit dieser Übung kann jedes Quadrilletraining beginnen. Es schult das Reiterauge und das Gefühl für ein gleichbleibendes Tempo.

Auch das paarweise Reiten will geübt sein. Meistens läuft der innere Reiter dem äußeren in den Wendungen davon. Der äußere Reiter gibt immer die Größe der Wendung vor. Der innere Reiter darf niemals ohne den äußeren Reiter abwenden, sonder muss immer warten. Eine gute Übung ist die Schlangenlinie durch die Bahn, vier Bögen zu Paaren geritten. Hierbei lernen die Reiter Wendungen in einer schnellen Abfolge zu reiten und schnell zu reagieren.
Die gleiche Übung (erst mit drei Bögen) eignet sich zu vieren nebeneinander. Auch die Vierer müssen geübt werden. Einerseits braucht jedes Pferd, vor allem das Äußere, genügend Platz, andererseits soll Bügel an Bügel geritten werden. Einige Pferde müssen sich daran erst gewöhnen, aber die meisten Pferde lassen es nach etwas Training zu.

Alle Figuren, in denen sich ausgerichtet werden muss, stellen eine Herausforderung dar. Um das Ausrichten zu erleichtern, gibt der Quadrillenleiter das Kommando mit einer Pfeife. Nun müssen die Reiter sich nach dem Téténreiter ausrichten, indem sie gleichzeitig abwenden und dann auf einer Höhe bleiben. Bei einigen Figuren, wie zum Beispiel rechts oder links um, ist es wichtig, das der Téténreiter nach dem Abwenden einmal das Tempo aufnimmt und nach hinten schaut. Er hat den kürzeren Weg und muss auf seine Mitreiter warten.

Volten werden erst ab Klasse A verlangt und sind sehr schwierig auszurichten. Am Anfang richten die Reiter sich nach dem Téténreiter aus und ab der Hälfte nach dem letzten Reiter.
Ebenfalls ab der Klasse A ist der Mitteltrab vorgeschrieben. Beim Mitteltrab kommt es auf den letzten Reiter an. Er hält die Quadrille zusammen und startet als erstes. Der Téténreiter und die restlichen Reiter starten etwas zeitverzögert. Auf diese Weise muss der letzte Reiter den Vorderen nicht hinterher reiten, sondern es sieht für den Betrachter so aus, als ob alle gleichzeitig mit dem Mitteltrab beginnen. Hierdurch wird auch ein Angaloppieren vermieden.

Einige Pferde lieben das Kommando zum Angaloppieren und kennen es sofort auswendig. Das Kommando: "Abteilung im Arbeitstempo Galopp, marsch" ist sehr gut für Pferde zu erkennen. Das gleichmäßige Angaloppieren übt sich besser, wenn die Reiter sich auf wechselnde Kommandos, wie 1, 2, 3, oder A, B, C, einigen. Wichtig ist das Ziel, die Spannung beim Angaloppieren herauszubekommen.

Fehleranalyse
Eine Figur will einfach nicht klappen. Die Ursache hierfür kann vielfältig sein. Manchmal scheint es, als ob ein Reiter sich zum Beispiel nicht ausrichtet und der Quadrillenleiter ist geneigt, diesen immer wieder zu korrigieren. Aber vielleicht kann sich der Reiter gar nicht ausrichten, da ein anderer Reiter ihm die Möglichkeit nimmt. Aus diesem Grund müssen Fehler, die sich wiederholen, genau analysiert werden. Hier ein Beispiel Für eine Analyse:

1. Wo entsteht der Fehler? Meistens ist es ein bestimmter Punkt, an dem der Fehler entsteht. Diesen Punkt gilt es zu finden.
2. Die Figur in einem niedrigeren Tempo reiten lassen. Im Schritt zum Beispiel fällt es viel schneller auf, warum ein Fehler entsteht.
3. Die Perspektive ändern. Steht der Quadrillenleiter an einen anderen Ort, ändert sich der Blickwinkel (vor allem von hinten). Viele Fehler klären sich sofort auf. Die Quadrille sieht auch für die Richter, je nach Platz (bei getrenntem Richten) anders aus. Deswegen ist es empfehlenswert, den Standpunkt beim Kommandieren öfter zu wechseln.
4. Zu Fuß laufen. Sollte eine Figur einfach nicht klappen, noch mal zu Fuß durchlaufen. Bei zu häufigem Durchreiten einer Figur mit Störungen werden die Pferde manchmal unleidlich. Das Wohl der Pferde darf aber nie außer acht gelassen werden. Also noch mal runter von den Pferden und auf Schusters Rappen!

Wie reagieren beim Verreiten?
Verreitet sich ein Reiter, müssen die anderen Reiter weiterreiten, als wäre nichts gewesen, während der andere Reiter in der gerade gerittenen Gangart an seine Position zurückkehrt. Wechselt dieser die Gangart, um z. B. schneller seinen Platz zu erreichen, fällt der Fehler auf. Es gilt immer: Die Richter kennen die Quadrille nicht. Somit erkennen sie auch nicht alle Fehler, es sei denn, man zeigt sie ihnen.
Je schneller die Reiter die Quadrille auswendig können, umso reibungsloser lässt sie sich
reiten, da die Reiter vorbereitet in die Figuren gehen. Der Spaß steigt auch, wenn endlich mit
Musik geritten wird. Also nicht so lange mit der Musik warten.

Eine kleine Empfehlung: Das Quadrillentraining auf einen Morgen am Wochenende verlegen und anschließend gemeinsam frühstücken gehen. Ein gutes Mittel gegen eine "Krise".

Fotos: Pferde-Welt.Info
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