Geländereiten: Was muss ich wissen?

Viele Reiter schwärmen geradezu davon: In möglichst natürlichem Gelände mit seinem Pferd über Hindernisse wie Baumstämme, Hecken, Blumenkübel und Wasserstellen zu springen - und das möglichst schnell. Was ist dran an diesem Sport - und was muss man wissen? Wir fragten eine Expertin: Britta Steen, die Lehrgänge fürs Geländereiten veranstaltet.

1. Wie weit sollte ein Reiter sein, um teilnehmen zu können?
Der Reiter sollte sein Pferd in allen drei Grundgangarten reiten können. Vorkenntnisse im Springen von Geländehindernissen sind nicht unbedingt vonnöten. Bei der Anmeldung zu einem Lehrgang wird nach dem Ausbildungsstand des Reiters und des Pferdes gefragt, um eine optimale Gruppeneinteilung zu erreichen.
Ein regelmäßiger Besuch einer Springstunde ist von Vorteil, damit Pferd und Reiter über ein wenig Routine verfügen. Die Höhe der gesprungenen Hindernisse ist dabei nicht entscheidend, denn auch im Gelände kann man klein anfangen. Das Training wird in jedem Fall dem Ausbildungsstand des Reiters und des Pferdes angepasst.

2. Wie bereitet man sich (und das Pferd) richtig darauf vor?
Optimal ist es, wenn der Reiter regelmäßig Springunterricht nimmt, um zum einen über Erfahrung zu verfügen und zum anderen das Sprungverhalten seines Pferdes am Sprung zu kennen.
Wenn die Möglichkeit besteht, sollten Pferd und Reiter einige Male vor einem Lehrgang im Gelände reiten. Das ist nicht immer einfach, da nicht jeder Reiterhof über einen Geländeanschluss verfügt. Die ersten Lehrgänge im Jahr finden häufig am Anfang des Frühjahres statt, dann ist es gut, sein Pferd schon einmal draußen geritten zu haben. Auch längere Strecken zu galoppieren, ist eine gute Vorbereitung, denn die Strecken, die von einem Hindernis zum nächsten zurückgelegt werden, sind häufig viel länger als in der Halle. So mancher Reiter lernt sein Pferd dann von einer neuen Seite kennen.
Die Pferde (und natürlich auch die Reiter) müssen über genügende Kondition verfügen, denn eine Trainingseinheit geht über ca. 1 ½ Stunden. Es werden natürlich immer wieder Pausen gemacht, in denen sich die Pferde erholen können.
Mit am Wichtigsten ist natürlich die Rittigkeit eines Pferdes. Die Dressurarbeit sollte dem Ausbildungsstand des Pferdes entsprechen.

Das Ziel darf man bei all der Vorbereitung nicht aus dem Augen verlieren. Warum nehme ich an dem Geländelehrgang teil? Möchte ich in nächster Zeit an einem Geländeritt, einer Vielseitigkeit oder einer Schleppjagd teilnehmen, Geländereiten ausprobieren, um vielleicht an Turnieren teilzunehmen, meinem Pferd Abwechslung bieten oder einfach nur Spaß haben?
Je nach Ziel sollten die Vorbereitungsmaßnahmen angepasst werden.

3. Wie gefährlich ist das?
Reiten ist grundsätzlich gefährlich. Ob wir Dressur, Springen oder im Gelände reiten, es geht von diesem Sport eine Gefahr aus. Aus diesem Grund muss sich der Reiter optimal schützen und vorbereiten.
Was das Reiten über feste Hindernisse betrifft, sind folgende Ausrüstungsgegenstände unverzichtbar:
- eine splittersichere Dreipunktkappe nach DIN-Norm. Bitte beachten, dass auch Reitkappen nicht ewig halten. Manche Hersteller geben eine Empfehlung, wie lange ihre Reitkappen genutzt werden können. Auch sollte eine Reitkappe nach einem schweren Sturz nicht weiterverwendet werden, da man von außen nicht erkennen kann, ob der Schutz noch besteht.
Bitte darauf achten, dass die Reitkappe richtig sitzt, d. h. nicht auf dem Kopf wackelt und der Kinnriemen fest angezogen ist.
- Eine Sicherheitsweste nach der neuen DIN-Norm. Auch hier bitte auf die optimale Passform achten. Die Weste darf beim Einsitzen hinten nicht an den Sattel anstoßen und vorne muss sie über den Rippenbogen gehen. Am besten in einem Fachgeschäft anpassen lassen.
- Reitstiefel mit Absatz und durchgehender Sohle. Das gilt auch für Stiefelletten, wenn Chaps benutzt werden. Bitte bedenken, dass bei Geländeturnieren nur abgerundete Sporen mit einer maximalen Länge von 3 cm zugelassen sind.
- Handschuhe. Nicht jeder Reiter mag damit reiten, aber gerade im Regen empfinde ich es häufig angenehmer als ohne.
- Ein gepflegter Vielseitigkeits- oder Springsattel. Unbedingt das Bügelschloss und die Nähte der Steigbügelriemen auf mögliche Schäden kontrollieren.
- Es gibt heute mehrere Sicherheitssteigbügel, die man fürs Reiten nutzen kann.
- Eine gepflegte Trense, an der auch alle Nähte kontrolliert werden sollten. Vor allem an den Zügeln.
- Sollte das Pferd beschlagen sein, sind gerade auf Rasen und rutschigen Böden Stollen wichtig, um einen sicheren Halt des Pferdes zu gewährleisten

Auch das Pferd kann gut geschützt werden:

- vorne geschlossene, feste Gamaschen
- Glocken
- hinten feste Gamaschen

Bandagen sind für das Gelände nicht unbedingt geeignet, da sie rutschen können und sich voll Wasser saugen.

4. Welche Pferde sind geeignet?
Es ist jedes Pferd geeignet, welches Freude an Geländehindernissen hat.
Sicherlich ist ein Vollblut bzw. ein Warmblut mit Vollblutanteil für den Vielseitigkeitssport gut geeignet, da sie schnell und ausdauernd sind.
Doch auch hier steht das Ziel, das man mit einem Lehrgang verfolgt, im Vordergrund.
Denn die Freude am Springen von Geländehindernissen ist nicht an eine Rasse gekoppelt. Und was nützt mir der schnellste und ausdauernste Blüter, wenn er am Hindernis stehen bleibt.
Ich habe in den Lehrgängen schon viele Rassen gehabt, von Ponys bis zu Pferden, von Robustpferderassen bis zu Vollblütern, und habe immer wieder das gleiche erlebt. Wenn die Pferde (und natürlich auch die Reiter ) ihre Leidenschaft zu den festen Hindernissen entdecken, wachsen sie über sich hinaus.

5. Was ist das Faszinierende daran?
Mit seinem Pferd, dass voller freudiger Erwartung auf das nächste Hindernis galoppiert, einen Geländekurs zu absolvieren, sich gegenseitig zu helfen und einfache und schwierige Hindernisse zu meistern - das ist ein tolles Gefühl, welches man in dieser Form weder in der Halle oder auf dem Springplatz erleben kann.

6. Seit wann gibt es diesen Sport und wie verbreitet ist er?
Seit 1912 gehört die Vielseitigkeit zu den olympischen Disziplinen.
In den letzten Jahren erfreut sich der Vielseitigkeitssport zunehmender Beliebtheit. Es werden mehrere Prüfungen während der Turniersaison angeboten. Hierbei unterscheidet man Geländeritte, Kombinierte Prüfungen und die Vielseitigkeit.

7. Braucht man als Reitlehrer eine besondere Ausbildung fürs Gelände?
Sinnvollerweise sollte der Reitlehrer über Kenntnisse im Geländereiten verfügen, am besten diesen Sport auch aktiv ausüben oder ausgeübt haben.

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