Die Hilfengebung des Reiters

Am Anfang steht der richtige Sitz. Hat man den im Griff, kommen die richtigen Hilfengebungen, die eben nur möglich sind, wenn man als Reiter korrekt auf dem Pferd sitzt. Reitlehrerin und Pferde-Welt-Expertin Mandy Valentin-Jäckl erklärt warum und wie man die Hilfengebungen korrekt ausführt.

Am Anfang steht das Ziel der korrekt angewendeten Hilfengebungen des Reiters. Eine gute Hilfenstellung ermöglicht mir als Reiter eine sichere, für das Pferd gut verständliche Kommunikation mit ihm. Das heißt, das Pferd kann die Kommandos des Reiters ausführen und der Reiter hat ein angenehmes Gefühl der Kontrolle über sein Pferd!

Damit sich Pferd und Reiter wohl fühlen, ist es vorrangig wichtig, das Tempo regulieren zu können (wie Sie es auch von der Ausbildungsskala kennen, Takt an erster Stelle). Die Schenkelhilfen in Verbindung mit den Gewichtshilfen spielen hierbei eine große Rolle . Die Wade hat eine ständige Verbindung zum Pferd, durch abwechselndes Anspannen und Entspannen der Wadenmuskeln treibt der Reiter. Hierbei ist es wichtig, dass er im Becken die Bewegung des Pferdes zulässt . Möchte der Reiter langsamer reiten, hält er die Unterschenkel ruhig am Pferd und hält im Becken mit der Bewegung inne, so lange und so intensiv, bis das Pferd das gewünschte Tempo oder die Gangart erreicht hat.

Je nach Situation und Temperament reichen die Schenkel und Gewichtshilfen nicht aus, dann kommen die Zügelhilfen ins Spiel.
Man gibt einen Druck aufs Pferdemaul vermehrt mit dem äußeren Zügel bis man merkt, dass das Pferd ruhiger wird - dann muss man direkt mit der Hand leichter werden, sprich nachgeben (dieses Zusammenspiel der Hilfen nennt man halbe Parade). Dieser Prozess bringt das Pferd immer wieder in den gewünschten Takt und macht es aufmerksam für eine weitere Zusammenarbeit.

Zur Arbeit mit der Zügelhilfe ist ganz wichtig zu sagen, dass sie nur im Zusammenwirken mit den Schenkelhilfen eingesetzt werden darf. Demzufolge kann ich das Einsetzen der Zügelhilfen erst dann erweitern, wenn ich auch meinen Sitz mit den Gewichts- und vor allem Schenkelhilfen ständig kontrolliere und verbessere. Ist dieses der Fall, komme ich immer mehr zu einer dauerhaften und elastischen Verbindung von der Hand zum Pferdemaul. Gut zu vergleichen mit einem Gummiband: Es kann mal straffer, mal lockerer sein, bleibt aber immer elastisch!

Wie schon erwähnt, hat der äußere Zügel konsequent etwas stetigere Anlehnung als der innere Zügel. Mit dem äußeren Zügel gebe ich dem Pferd den Rahmen (kürzer z.B. Versammlung, länger z.B. Dehnung). Weiterhin verhindere ich mit dem äußeren Zügel, mit dem äußeren Schenkel und mit den Gewichtshilfen ein über die Schulter Weglaufen des Pferdes. Das hat sicherlich jeder Reiter mal erlebt: Man möchte abwenden, aber das Pferd läuft weiter geradeaus. Zu den Gewichtshilfen ist hierbei ganz wichtig zu sagen, dass ich in den Wendungen von oben nach unten sitzen bleiben muss. Kippe ich nach innen, habe ich auch innen mehr Gewicht und drücke mein Pferd über die Schulter nach außen weg.

Also ganz wichtig: Auf beiden Gesäßknochen und dem Schambein gleichmäßig sitzen zu bleiben.
Mehr dazu in dem Artikel "Der Sitz des Reiters".
Der innere Zügel stellt das Pferd (z.B. Wendungen, gebogene Linien), gibt aber - ganz wichtig - immer eine Idee mehr nach als der äußere - sonst besteht die Gefahr, dass man sich festzieht.
Möchte ich, dass mein Pferd sich aber nach vorne an den Zügel streckt, gebe ich beide Hände vor, aber nur soviel, dass ich noch eine Anlehnung behalte. Dieser Prozess muss sich ständig wiederholen, egal wie weit oben oder tiefer ich mein Pferd reite, damit sich die Muskulatur immer wieder entspannt und somit das Pferd zufrieden gehen kann.

Damit mein Pferd trotz des mehr nachgebenden inneren Zügels dauerhaft innen leicht gebogen ist und somit gerade wird und mehr Last auf die Hinterhand aufnimmt, kommt - ganz wichtig - der innere Schenkel ins Spiel. Dieser wirkt vorwärtstreibend und biegend an den äußeren Zügel heran. Der äußere Schenkel (eine Handbreit hinter dem Gurt) treibt auch mit, liegt aber mehr verwahrend, wie schon weiter vorn erwähnt, für einen sicheren Rahmen. (Beispiel war:über die Schulter weglaufen) Generell gilt immer: Wo auf einer Seite des Pferdes eingewirkt wird, muss ich auf der anderen mitarbeiten. So ergibt sich auf dem Pferd immer ein diagonales Arbeiten und Einwirken der Hilfen.

Das Einwirken der Hilfen bei den Seitengängen
Die einfachere Form der Seitengänge sind die Schenkelweichen. Hierbei geht mein Becken nicht nach vorn in der Bewegung mit, sondern schiebt mein nach innen gestelltes Pferd nach außen. Der innere Schenkel treibt jetzt ebenfalls seitwärts (am Gurt wie gehabt). Hierbei darf der Reiter von oben nach unten vermehrt innen sitzen um in die Seitwärtsbewegung zu kommen. Der äußere Schenkel (handbreit hinter dem Gurt) fühlt sich etwas wie ein Magnet an, mit dem man die Hinterhand aktiviert, mit in die Seitwärtsrichtung zu kommen. Auch hierbei immer wieder sehr wichtig: Mit der inneren Hand nachgeben, damit das Pferd seitwärts treten kann, wobei die Stellung nie ganz verloren gehen darf.
Wenn ich als Reiter soweit bin, dass ich mein Pferd gut geradeaus um das innere Bein mit guter Anlehnung zum Pferdemaul reiten kann, ist dies eine sehr gute Vorarbeit für die Seitengänge und andere Lektionen.

Bleiben Sie immer entspannt, wenn es mal nicht klappt - einfach immer weiter üben und probieren!

Foto: Templermeister, Pixelio

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